Körperpsychotherapie
Die Körperpsychotherapie versteht sich als ein eigenständiger Zweig innerhalb der gesamten Psychotherapie. In der Bundesrepublik Deutschland ist die Deutsche Gesellschaft für Körperpsychotherapie (DGK) der wichtigste Dachverband für ambulant und stationär tätige Körperpsychotherapeut(inn)en. Die DGK ihrerseits ist integriert in die European Assoziation for Bodypsychotherapy (EABP), die sich als gesamteuropäisches Netzwerk für Körperpsychotherapeut(inn)en versteht.
Körpertherapie und Körperpsychotherapie sind klar voneinander zu unterscheiden. Unter Körpertherapie versteht man Methoden, die zunächst auf den Körper einwirken. Selbstverständlich haben sie auch einen Einfluss auf die Psyche und den Geist, ohne dass explizit mit diesen Inhalten therapeutisch gearbeitet wird. Solche Körpertherapie-Methoden wären in etwa Yoga, Qui Gong, Tai Chi, Aikido, Feldenkrais-Methode, Eutonie, Alexander-Technik, und viele mehr.
Körperpsychotherapie bedeutet, dass unterschiedliche Körperinterventionen im Rahmen einer gezielten Psychotherapie eingesetzt werden. Das dadurch ausgelöste Erleben wird psychotherapeutisch bearbeitet. Deshalb brauchen Körperpsychotherapeut(inn)en neben der Qualifikation in spezifischen Körpertherapie-Methoden auch immer eine psychotherapeutische Ausbildung.
Im Laufe der historischen Entwicklung haben sich verschiedenste Körperpsychotherapie-Methoden und -Richtungen entwickelt. Sie gehen von unterschiedlichen psychotherapeutischen Grundannahmen aus, an denen sich die methodische Vorgehensweise orientiert. Dadurch hat sich inzwischen eine große Vielfalt an Körperpsychotherapie-Methoden herausgebildet.
Trotz vieler Unterschiedlichkeiten gibt es jedoch den gemeinsamen Nenner, dass Körperpsychotherapien den Zugang zu vorsprachlichen Entwicklungsstadien ermöglichen, während die rein verbal ausgerichteten Psychotherapien erst bei bewussten Erinnerungen ansetzen können.
Strukturelle Körperpsychotherapie
Die „Strukturelle Körperpsychotherapie“ (SKP) wurde von mir im Verlauf meiner körperpsychotherapeutischen Tätigkeit, sowohl im klinisch-stationären, als auch im ambulanten Bereich, als eigenständige Methode der Körperpsychotherapie entwickelt. Die psychotherapeutischen Grundannahmen basieren insbesondere auf zwei Pfeilern. Der erste Pfeiler wurde entwickelt aus den Erkenntnissen der modernen Säuglingsforschung und der neuen Hirnforschung. Für die frühkindliche, vorsprachliche Entwicklung eines Menschen definiert die Strukturelle Körperpsychotherapie 12 so genannte „neuronal-mentale Strukturen der Selbstentwicklung“.
Der zweite Pfeiler bezieht sich auf ein umfassendes und weit gefächertes Bild des Menschseins (Anthropologie). Es wird davon ausgegangen, dass speziell in der frühkindlichen Entwicklung der atmosphärische Raum für die Grundfrage „was macht eigentlich den Menschen im wesentlichen aus?“ eine erheblich größere Bedeutung besitzt, als man bisher angenommen hat. Das bedeutet, dass die Entwicklung und Reifung der oben genannten „neuronal-mentalen Strukturen der Selbstentwicklung“ von Atmosphären wesentlich bestimmt wird. Atmosphären sind Bilder und Vorstellungen, die nur gedacht, aber nicht ausgesprochen werden.
„Über den Körper zu den Gefühlen“ – das war der Leitsatz der bisherigen Körperpsychotherapien. Ich habe dieses Motto in der Strukturellen Körperpsychotherapie folgendermaßen erweitert: „Über das Verstehen des eigenen Denkens über den Körper, und dann über den Körper zu den Gefühlen“.
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KontaktFür wen eignet sich
die Strukturelle Körperpsychotherapie?
Bisher ist man in der Psychotherapie davon ausgegangen, dass psychische Symptome und Störungen generell aus negativen Kindheitserfahrungen resultieren. Inzwischen jedoch ist es sinnvoll, diese Ursachen noch genauer zu unterscheiden, denn unterschiedliche Ursachen erfordern auch spezielle therapeutische Vorgehensweisen. Die Strukturelle Körperpsychotherapie unterscheidet daher drei verschiedene Ursachen, die selbstverständlich immer auch in Kombination miteinander wirksam sind, sich aber dennoch in ihrer jeweils spezifischen Wirkung unterscheiden.
Diese drei Ursachen sind:
- Erinnerbare negative Erfahrungen mit wichtigen Bezugspersonen in der Kindheit (wie in der bisherigen Psychotherapie angenommen)
- Frühe dissonante Atmosphären, die für das Kind nicht greifbar und verstehbar sind, weil Gefühle und Gedanken, die impliziert spürbar, d.h. atmosphärisch im Raum sind, explizit nicht ausgedrückt werden.
- Traumatische Erfahrungen, die zu einer Überflutung des Selbst geführt haben
Die moderne Hirnforschung hat den Nachweis erbracht, dass diese drei Ursachen sich in ihrer Wirkung, speziell auf die Entwicklung des Gehirns, deutlich voneinander unterscheiden. Dabei sind die Auswirkungen der „frühen Atmosphären“ und der „traumatischen Erfahrungen“ ähnlicher als die Wirkung früher negativer Erfahrungen mit Bezugspersonen.
Modell-Diagramm
Wenn in diesem Diagramm der Anteil von entweder den „frühen Atmosphären“ oder den „traumatischen Erfahrungen“ höher ist als 25 %, dann ist die Strukturelle Körperpsychotherapie mit großer Sicherheit eine geeignete Therapie-Methode.
Die Empfindungen und Gefühle, die sich hier einstellen, könnten in etwa wie folgt lauten:
„Na ja, ich habe durchaus nicht das Gefühl, dass die Erfahrungen mit meinen Eltern nur positiv waren, aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass hier mein Hauptproblem liegt“.
„Ich habe das Gefühl, dass in mir permanent etwas rumort, so eine dauernde innere Unruhe, die mich ständig hindert, mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Ich weiß jedoch überhaupt nicht, worum es da geht“.
„Man hat mir schon so oft gesagt, dass ich mich besser abgrenzen soll, aber ich weiß gar nicht, wie ich das machen soll“.
Die Erfahrungen aus inzwischen mehr als einem Jahrzehnt bei der Anwendung der Strukturellen Körperpsychotherapie, sowohl im klinisch-stationären als auch im ambulanten Bereich, zeigen, dass geschädigte oder erst gar nicht gereifte Strukturen der Selbstentwicklung nachweislich nachreifen, und nicht kompatible Atmosphären korrigiert werden können. Eine solche Nachreifung ist jedoch an sehr konkrete Bedingungen geknüpft, die in dieser speziellen Körperpsychotherapie-Methode erforscht wurden und zur Anwendung kommen.
Wirkung
der Strukturelle Körperpsychotherapie
- Sie kommen schnell in Kontakt mit bisher unbewussten Gedanken, Gefühlen, Bewertungen und Verhaltensmustern, die Sie entweder im gegenwärtigen Lebensalltag oder auch im Bezug auf die Zukunft behindern oder blockieren.
- Sie erleben und erfahren unmittelbar am eigenen Leib, wie allmählich ein stabiles Körperselbst heran reift, und werden zum Zeugen dieser Entwicklung.
- Sie lernen, mit diesem Körperselbst zu kommunizieren, und dieser Kommunikation zu vertrauen.
- Sie lernen, Ihren Körper in stabiler Weise ichbewusst wahrzunehmen und zu bewegen.
- Sie erfahren, was es heißt, den eigenen Körper als Resonanzorgan in Ihren Kontakten und Begegnungen zu empfinden.
- Sie erleben, wie Sie mit ihren Gedanken und Gefühlen, ja sogar mit Teilen Ihres Gehirns in Dialog treten können.
- Mit Hilfe Ihres wachsendes Körperselbst spüren Sie zusehends das, was man in der Psychotherapie als eigene Identität bezeichnet: „wer bin ich eigentlich?“ oder „in welcher Weise möchte ich mich in der Welt verwirklichen?“
- Sie werden zunehmend vertrauter und sicherer, Ihre Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen in den entsprechenden Situationen bewusster wahrzunehmen und sie voneinander zu unterscheiden.
- In der Strukturellen Körperpsychotherapie lernen Sie Techniken und Methoden, die Sie dabei unterstützen, sich zum einen mit dem Raum zu verbinden und zum anderen den inneren Zeitbezug herzustellen, um Ihr Leben ichbewusster zu steuern.
- In der Strukturellen Körperpsychotherapie werden belastende oder verstrickende systemische Bezüge zu wichtigen Bezugspersonen bewusst wahrgenommen und dann in einen für das Körperselbst stimmigen Bezug umstrukturiert.
Allgemeine Indikationen
für eine Körperpsychotherapie: